Wartburg-Tagebücher
Iris Wolff | Senthuran Varatharajah | Uwe Kolbe
Dieser Titel kann unter der ISBN 978-3-438-04838-7 hier erworben werden.
Im Augenblick des Sprechens verändert sich die Wirklichkeit und dabei kann der Raum zwischen den Wörtern doch das Eigentliche sein: Der Augenblick nennt seinen Namen nicht.
Dem eigentümlichen Gefühl der Unverfügbarkeit von Sprache, die in der Stille entsteht, in einen Ausdruck übersetzt wird und immer wieder in das Schweigen zurückmuss, spüren Iris Wolff, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah in ihren Wartburg-Tagebüchern nach.
Ihre Texte erwachsen aus einer inneren Auseinandersetzung mit der Sprachform, die der Bibelübersetzer Martin Luther vor 500 Jahren geprägt hat. Sie stellen fest: »Wir sprechen immer noch aus der Richtung, die Luthers Sprache einmal vorgab; in seinen Alliterationen, in seinen Bildern und Neologismen, in seinen Redewendungen, in seiner Komposition.« Diese Sprache der Bibel prägt unsere Kultur, unser Leben, unsere Identität bis heute.
Die Wartburg-Tagebücher werden zu einer Hommage an die deutsche Sprache und ihrer schöpferischen Ausdruckskraft. Sie sind ein sprachmächtiges Plädoyer für einen behutsamen Umgang mit der unkontrollierbaren Macht der Worte. Und sie werden zu einem literarisch eindrucksvollen Eingeständnis der Vorläufigkeit allen menschlichen Bemühens, Erfahrung und Erkenntnis in Sprache zu übersetzen. Das eigene Wort kann nicht als beständige Heimat in Anspruch genommen werden. Es will immer wieder aufs Neue empfangen sein.
»Ohne durchlebte Erfahrung wird jedes Wort unwahr. Ohne die Schwebe des Lebendigen endet die Liebe. Ohne die Gnade stimmen die Uhren nicht überein. Wir suchen Exaktheit und Sicherheit, und finden diese Qualitäten dort, wo der Weg am dunkelsten ist. Sprache ist, ebenso wie Heimat, nichts anderes als ein Bald, ein Noch-nicht, ein Unterwegssein.«
Zu den Autoren
IIris Wolff, geboren und aufgewachsen in Siebenbürgen und im Banat; 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert. Ausgezeichnet u.a. mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis, dem Preis der LiteraTour Nord und dem Solothurner Literaturpreis. Zuletzt erschienen: Die Unschärfe der Welt.
Uwe Kolbe, geboren in Ostberlin. Seit 1979 freier Schriftsteller. Ausgezeichnet u.a. mit dem Heinrich-Mann-Preis, dem Reiner-Kunze-und dem Klopstockpreis für neue Literatur. Zuletzt erschienen: Psalmen und der Gedichtband Imago.
Senthuran Varatharajah, geboren in Jaffna, Sri Lanka, studierte Philosophie und ev. Theologie in Marburg, Berlin und London. Ausgezeichnet u.a. mit dem Adalbert-von-Chamisso-Förderpreis, dem Bremer Literaturförderpreis und dem Rauriser Literaturpreis. Zuletzt erschienen: Rot (Hunger).