Thomas A. Seidel | Sebastian Kleinschmidt (Hrsg.)
Der Mensch! Gott gleich?
Des Menschen Fortschrittsglaube gaugelt ihm vor, eines Tages wie Gott sein zu können. Im fundamentalaufklärerischen Westen wird diese »Ursünde« zum letzten Ziel verklärt. Wir überwinden die Natur und werden zur Mensch-Maschine – perfekt, präpotent, unsterblich: Homo Deus! So lautet der Titel des Bestsellers von Yuval Noah Harari, dessen »Geschichte von Morgen« in einer »Daten-Religion« gipfelt, deren »Gott« der »Große Algorithmus« ist.
Diese neueste Vision des »neuen Menschen« löst alle klassischen Utopien seit Thomas Morus ab. Entstanden in den Milliardärs-Laboratorien des Silikon Valley findet sie längst globalen Zuspruch. Dieser »neue Mensch« hat keine »neuronal basierte« Lebensgeschichte mehr, keinen Charakter, kein Gesicht. Als Non-Corpus geistert er informationsoptimiert, aber geistlos durch das Sein auf der Suche nach dem Heil im Cyberspace. Gekauft wurde er mit dem propagandistischen Versprechen eines ins Unendliche gesteigerten Selbstbefriedigungsglücks, das so leidlos wie zeitlos ist.
Wie ist aus christlicher Perspektive solchen Utopien zu begegnen? Auf diese Frage will der Band angemessene Antworten geben. Vertreter aus Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft rücken dem Problem mit Hilfe der Doppelstrategie von Analyse und Kritik zu Leibe.
Mit Beiträgen von Wolfgang Huber, Jobst Landgrebe, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Thomas A. Seidel, Klaus Scholtissek, Friedhelm Wachs.
[Coram Deo versus Homo Deus. Christian Humanity Instead of Self-Deification]
A disease of man is his belief in progress. It promises him to be like God one day. To be able to be like God means: to overcome nature. In the end, man stands as a machine - perfect, prepotent, immortal: Homo Deus! This is the title of Yuval Noah Harari's bestseller, whose »story of tomorrow« culminates in a »data religion« whose »God« is the »Great Algorithm«.
This latest vision of the »new man« supersedes all classical utopias since Thomas Morus. Created in the billionaire laboratories of Silicon Valley, it has long since found global acceptance. This »new man« no longer has a »neuronal-based« life story, no character, no face.
How can we encounter such utopias from a Christian perspective? This is the question to which the volume aims to provide appropriate answers. Representatives from theology, philosophy, and the natural sciences address the problem with the help of the dual strategy of analysis and criticism.
Zum Herausgeber
Sebastian Kleinschmidt, Dr. phil., deutscher Redakteur und Publizist, geboren am 16. Mai 1948 in Schwerin als Sohn des religiös-sozialistischen Pfarrers und Predigers am Schweriner Dom, Karl Kleinschmidt; schloss 1966 eine Berufsausbildung Elektrosignalschlosser ab, vier Jahre Funker bei der DDR-Volksmarine; 1970-72 Studium Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig, danach bis 1974 Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion 1978; Wiss. Mitarbeiter am Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR 1978-83; 1984-87 Redakteur, 1988-1990 stellv. Chefredakteur; 1991-2013 Chefredakteur der Zeitschrift »Sinn und Form«, Mitglied des PEN; lebt als Herausgeber und Essayist in Berlin.
Veröffentlichungen u.a.: Walter Benjamin, Allegorien kultureller Erfahrung. Ausgewählte Schriften 1920-1940, Leipzig 1984 (Hg.), Georg Lukács, Über die Vernunft in der Kultur. Ausgewählte Schriften 1909-1969, Leipzig 1985 (Hg.), Walter Benjamin. Beroliniana, Berlin 1987 (Hg.), Stimme und Spiegel. Fünf Jahrzehnte Sinn und Form. Eine Auswahl. Berlin 1998 (Hg.), Pathosallergie und Ironiekonjunktur, Zürich 2001, Gegenüberglück. Essays Berlin 2008, Das Angesicht der Erde. Brechts Ästhetik der Natur. Berlin 2009 (Hg.), Requiem für einen Hund. Ein Gespräch (zusammen mit Daniel Kehlmann), Hamburg 2010, Botho Strauß, Allein mit allen. Gedankenbuch. München 2014 (Hg.)