Quatember 81 (2017) 3
Quatember, Heft 3/2017
In jüngster Zeit sind »Grenzen« nicht nur in politischer Hinsicht zu einem Gegenstand heftiger Kontroversen geworden. Für die einen sind sie Inbegriff des zu Überwindenden, das Leben behindert und einschränkt; für die anderen sind sie nötiger denn je, weil gedeihliches Zusammenleben nur in wohlgeordneten und überschaubaren Einheiten möglich sei. »Grenzen« sind aber auch für Erfahrung und Denken des Glaubens ein Thema mit großer geschichtlicher Tiefe. In der Selbstauslegung des Glaubens spielen die Unterscheidungen, die »discretiones« eine zentrale Rolle, die basale etwa zwischen Schöpfer und Geschöpf, oder diejenigen zwischen Hören und Antworten, Reden und Schweigen, und, zentral für die lutherische Tradition, zwischen Gesetz und Evangelium.
Die Beiträge des Heftes werden den ethischen und spirituellen Unterscheidungen und Grenzziehungen nachgehen und sie befragen – auch in Hinsicht auf die nötigen Grenzüberschreitungen.