Erinnerungen an das Theologische Seminar Leipzig
Wolfgang Ratzmann | Thomas A. Seidel (Hrsg.)
Konnte man in der vormaligen DDR evangelische Theologie studieren? Ja, man konnte. Da gab es zum einen die „Theologischen Fakultäten“ an den staatlichen Universitäten in Jena, Halle, Leipzig, (Ost-)Berlin, Rostock und Greifswald. Sie wurden – vor allem aus Prestigegründen dem „Westen“ gegenüber – „geduldet“, waren aber in besonderer Weise ideologischen Unterwanderungsversuchen ausgesetzt.
Die Mehrzahl der dort Lehrenden wusste jedoch ihre persönliche und fachliche Integrität zu wahren. Dabei geholfen hat gewiss auch die Tatsache, dass die ostdeutschen evangelisch-lutherischen Landeskirchen neben den universitären „Sektionen Theologie“, wie die Fakultäten später hießen, eigene, weitgehend staatsunabhängige Ausbildungsstätten in Erfurt, Naumburg, Berlin und Leipzig geschaffen hatten.
Als „Inseln im roten Meer“ wurden diese kirchlichen Hochschulen unter den Studenten genannt, mit einem metaphorischen Blick auf die biblische Geschichte vom Auszug der Kinder Israels aus der ...