Zeitschrift für evangelische Bildungsarbeit
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
(Hebr 13,14 – Jahreslosung 2013)
Welche Bilder entstehen in Ihnen, wenn Sie dieses Bibelwort lesen oder hören? Welches Bild von der »bleibenden Stadt«, von der »zukünftigen«, vom »Suchen«? Es wäre interessant, sich darüber auszutauschen.
Bilder umgeben uns allgegenwärtig: Werbebilder, Leitbilder, Menschenbilder, Schreckensbilder, Weltbilder, Vorbilder, Abbilder, Landschaftsbilder, Kunstbilder, innere Bilder …
Wir tragen sie in uns, schaffen sie, bestimmen sie und lassen uns von ihnen bestimmen. Wir Menschen können nicht ohne Bilder. Sie entstehen in uns in dem Moment, da wir die Wirklichkeit erleben, wahrnehmen, deuten. Dabei sind die Bilder streng genommen das Einzige, was wir von der Wirklichkeit haben, denn das, was wir als objektive Realität bezeichnen, sind doch nur Widerspiegelungen unserer Sinne von einer unterstellten bzw. angenommenen Wirklichkeit. Und mit unseren Ab-Bildern von der Wirklichkeit konstruieren wir die Wirklichkeit auch gleich in die Richtung und aus der Perspektive unserer individuellen und kollektiven Vorstellungen – nach unseren Interessen, Bedarfen, Sehnsüchten …
Bilder sind so immer auch Machtmittel: Mein Bild vom Mitmenschen öffnet ihm Entwicklungschancen oder schränkt sie ein, das Bild Anderer von mir kann mir Zutrauen oder Misstrauen vermitteln und meine Entwicklung entscheidend beeinflussen. Mein Bild von meinem Lebensumfeld lässt mich aktiv werden, es zu gestalten.
Und Gott? »Du sollst dir kein Bildnis machen …« und »… zum Bilde Gottes ist der Mensch geschaffen« – Beides findet sich in den ältesten Zeugnissen der Bibel Alten Testaments. Beides deutet auf die Ambivalenz des Bildes in religiöser, theologischer, anthropologischer und bildnerischer Hinsicht hin.
Das Bild von Gott lässt Gott nicht mehr Gott, sondern eine Konstruktion meiner Sinne und Vorstellungen von einer Wirklichkeit, die ich Gott nenne, sein. Zugleich unterstellt die Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen aber ein Bild Gottes von sich. Diese Ambivalenz trieb sogenannte Bilderstürmer zum Bildersturm und veranlasst zugleich tiefgläubige Menschen mitunter zu sehr schlichten, anthropomorphen Darstellungen Gottes.
In pädagogischer bzw. auch entwicklungspsychologischer Hinsicht sind Bilder natürlich auch ein wichtiger Weltzugang: Im Schaffen innerer Bilder wie im Malen, Zeichnen, Gestalten selbst gewinne ich einen ästhetisch-künstlerischen Weltzugang und erfahre Bewältigung. Die Kritzelei beim Telefonieren oder in der Besprechung hilft mir ebenso wie die Bilderstellung in einer therapeutischen Situation, mein Bild von der Welt zu ordnen oder in Kommunikation darüber mit mir und anderen zu treten.
Wir bieten Ihnen mit dieser Ausgabe einige Gesprächsangebote und Entwicklungsperspektiven zum Thema Bild an.
Die Beiträge spiegeln die Bandbreite wider, in der wir es in der gemeindepädagogischen Praxis mit dem Bild zu tun haben (können). Denn aus der gemeinde- und speziell religionspädagogischen Praxis sind Bilder nicht wegzudenken – in der Arbeit mit allen Generationen.
Inhaltsverzeichnis PGP 1/2013
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