Calvins Theologie der Psalmen
Herman J. Selderhuis
Ebenso wie für Luther waren es für Calvin die Psalmen, die die Leser ins Herz der Glaubenden schauen lassen. In seinem Kommentar zu den Psalmen schaut man aber auch Calvin selbst ins Herz und sieht, dass es nicht aus Stein ist, wie vielfach bei dem gestrengen Genfer Reformator angenommen.
Der Psalmenkommentar ist nicht nur die pastorale Version seiner "Institutio", nicht nur Spiegel von Calvins Theologie, sondern auch Spiegel seines Glaubens. Es ist der Glaube eines Menschen, der mit der Gottesfrage ringt. Wer ist Gott? Wo ist Gott? Was tut Gott? Es sind die gleichen Fragen, die moderne Menschen stellen.
Zudem erweist sich Calvin in seiner Psalmen-Auslegung durch die Betonung der Theologia crucis als Schüler Luthers. Der Psalmenkommentar beschäftigt sich im Grunde mit der Frage nach dem verborgenen Gott.
Diese erste Analyse von Calvins berühmtem Kommentar überhaupt ist ein wichtiger Beitrag zum Verstehen des bedeutenden Reformators und seiner Theologie.