Jörg Lauster
Nach reformatorischem Verständnis fungiert die Bibel für die theologische Urteilsbildung als letztes normatives Prinzip. In der praktischen Umsetzung theologischer Arbeit stößt diese prinzipielle Geltung auf massive Schwierigkeiten, die mit der Behauptung die Bibel sei Wort Gottes und Heilige Schrift nicht einfach aufgelöst werden können. Demgegenüber wird die Bibel als Ausdrucksuniversum von Gotteserfahrungen in den Blick genommen, das primär nicht auf normative Lehre, sondern auf Wiederanknüpfung und Weitergabe dieser Erfahrungen ausgerichtet ist. In diesem Sinne stellt die Bibel ein notwendiges Korrektiv für die reflexive Bearbeitung christlicher Inhalte in der Dogmatik bereit, indem sie auf den Erfahrungsgrund der Lehrbestände zurückführt. Dabei wächst der Exegese als Erhellung dieses Erfahrungsgrundes eine fruchtbare Aufgabe für die Entfaltung der Systematischen Theologie zu.
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Jörg Lauster
Nach reformatorischem Verständnis fungiert die Bibel für die theologische Urteilsbildung als letztes normatives Prinzip. In der praktischen Umsetzung theologischer Arbeit stößt diese prinzipielle Geltung auf massive Schwierigkeiten, die mit der Behauptung die Bibel sei Wort Gottes und Heilige Schrift nicht einfach aufgelöst werden können. Demgegenüber wird die Bibel als Ausdrucksuniversum von Gotteserfahrungen in den Blick genommen, das primär nicht auf normative Lehre, sondern auf Wiederanknüpfung und Weitergabe dieser Erfahrungen ausgerichtet ist. In diesem Sinne stellt die Bibel ein notwendiges Korrektiv für die reflexive Bearbeitung christlicher Inhalte in der Dogmatik bereit, indem sie auf den Erfahrungsgrund der Lehrbestände zurückführt. Dabei wächst der Exegese als Erhellung dieses Erfahrungsgrundes eine fruchtbare Aufgabe für die Entfaltung der Systematischen Theologie zu.
Zum Autor
Jörg Lauster, Dr. theol., geb. 1966 in Heidelberg ist Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Philipps-Universität in Marburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der theologischen Hermeneutik und der kulturgeschichtlichen Entwicklung der christlichen Theologie. Von ihm erschienen u.a. „Prinzip und Methode. Die Transformation des protestantischen Schriftprinzips durch die historische Kritik von Schleiermacher bis zur Gegenwart“ (2004), „Gott und das Glück. Das Schicksal des guten Lebens im Christentum“ (2004), „Religion als Lebensdeutung. Theologische Hermeneutik heute“ (2005).