Thomas A. Seidel, Ulrich Schacht (Hrsg.)
Mit einem Nachdruck von Martin Luther: Magnificat, verdeutscht und ausgelegt (1521)
Es war Paul Tillich, der große evangelische Theologe, der 1941 im amerkanischen Exil auf eine spezifische Schwäche des Protestantismus als Kirche des »prophetischen Protests« aufmerksam machte. Diese Schwäche sah er in einer Unterbewertung des sakramentalen Elements, denn »das Heilige«, so Tillich, sei nicht nur »Kriterium und Richter des Profanen«, sondern es gelte: Wo »das Heilige sichtbar gegenwärtig ist, da ist es die Quelle und das Maß alles Menschlichen«. Deshalb brauche der Protestantismus »das ständige Korrektiv des Katholizismus und den immerwährenden Zustrom seiner sakramentalen Elemente«. Mit dieser Einsicht gehen die Texte des schön gestalteten und bildreichen Buches den theologischen und künstlerischen Dimensionen einer evangelischen Wiederannäherung an Maria nach.
Martin Luther selbst, in seiner noch selbstverständlichen Nähe zur Mutter Jesu, hat die Autoren des Buches inspiriert. Mit seiner Magnificat-Auslegung von 1521 legt er faszinierende theologische und spirituelle Spuren, die – wie er selbst sagt – dazu dienen, »von großen Tatwerken Gottes zu singen, zu stärken unseren Glauben, zu trösten alle Geringen und zu schrecken alle hohen Menschen«.
Zu den Herausgebern
Thomas A. Seidel, Dr. theol., Jahrgang 1958, Elektromonteur, Pfarrer, Historiker, war seit 2009 Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in Thüringen und ist seit 2010 Beauftragter der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums »Luther 2017«. Seit 2007 ist Seidel Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Martin Luther Stiftung. Zudem ist er Autor und Herausgeber von zahlreichen Publikationen zu theologisch-philosophischen, historischen und politischen Themen.
Ulrich Schacht, Jahrgang 1951, studierte Evangelische Theologie in Rostock und Erfurt. 1976, nach politischer Haft in der DDR und Ausreise nach Hamburg, studierte er dort Politikwissenschaften und Philosophie. Von 1984 bis 1998 war er Leitender Redakteur und Chefreporter Kultur bei »Welt« und »Welt am Sonntag«. 1990 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis für herausragenden Journalismus. Seit 1998 lebt er als freischaffender Schriftsteller in Schweden. Schacht ist Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung und des PEN-Clubs sowie Mitbegründer und Leiter der Ev. Bruderschaft St. Georgs-Orden. Seine letzte Veröffentlichung ist: »Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater« (Aufbau 2011).